Wohnprojekt

Viele Eltern machen sich Gedanken darüber, wie sich der Übergang ihrer behinderten Kinder in das Erwachsenleben gestalten wird. Gerade schwer und mehrfach behinderte Kinder bleiben ja zeitlebens auf ständige Betreuung angewiesen. 

Welche Wohnmöglichkeiten gibt es für sie, wenn wir sie aus unserer primären Fürsorge entlassen wollen oder müssen?

Diese Frage beschäftigt uns im Verein FUNKE Tübingen e.V. bereits seit über 10 Jahren.

Jetzt, im Juli 2023 sind wir zuversichtlich, dass unser Traum von einem inklusiven Wohnen und Leben nicht nur, aber auch für Menschen mit umfassendem Unterstützungsbedarf realisiert wird: Ab Mai 2024 werden 24 Personen mit unterschiedlichen Graden und Formen von Beeinträchtigungen in einem neu entstehenden Quartier in Rottenburg in vier Wohnungen einen ihren Bedarfen entsprechenden Wohn- und Lebensraum finden. Der dafür vorgesehene Hausteil ist so konzipiert, dass das Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderungen begünstigt wird. Die Stadt Rottenburg erhofft sich von unseren Inklusionsvorstellungen Impulse für das Gesamtquartier. Ein Inklusions- bzw. Quartiersmanagement soll die Umsetzung unterstützen.

Wenn Sie Interesse haben, die Wohnsituation für Ihr Kind mitzugestalten, melden Sie sich über die Adresse unserer Geschäftsstelle (Kontakt). Wir freuen uns über neue Interessierte, die Zeit für Engagement mitbringen oder auch „nur“ Interesse ... Bitte scheuen Sie sich nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen.

Ein langer Weg liegt hinter uns und natürlich auch noch viel Arbeit vor uns.

Rückblick: Vom „Wohntreff“ zum Wohnprojekt

  • 2012 Themenabend: „Was kommt nach der Schule?“ Welche Tagesstruktureinrichtungen gibt es, welche Wohnmöglichkeiten? Daraus entstand die Idee eines „Wohntreffs“: Betroffene Eltern trafen sich mehrfach, u.a. um bestehende Einrichtungen gemeinsam zu besuchen. Die Bedarfe unserer Kinder, unsere Vorstellungen von ihrer Zukunft, die Defizite in der Region konnten so konkretisiert – und unsere Ängste gemeinsam angegangen werden.
  • 2015 Beginn der Projektplanung, damals mit dem Ziel, Ideen für inklusives Wohnen auch für Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen zu entwickeln und erste Schritte zur Umsetzung zu formulieren. Wir kontaktierten alle „stakeholder“ in der Region, also Institutionen und Personen, die mit dem Thema Wohnen und Inklusion befasst waren, führten viele Einzelgespräche, besuchten Veranstaltungen, Fortbildungen und inklusive „Modellprojekte“.
  • 2017 luden wir diese stakeholder und betroffene Eltern zu einer Reihe von Vorträgen, Workshops und einem Fachtag ein. Eine Präsentation zu unseren Vorstellungen von Inklusivem Wohnen und Leben stellten wir allen Einrichtungsträgern im Einzugsgebiet des Vereins, dem Landratsamt Tübingen und der Stadt Rottenburg vor. Die Stadt Rottenburg unterstützte von Anfang an unsere Idee, ein solches Projekt auf dem ehemaligen DHL-Gelände zu realisieren.
  • 2018 erklärte sich die Stiftung Liebenau bereit, mit uns ein Konzept zu entwickeln und das Projekt "Inklusiv wohnen und leben" zu realisieren.
  • Seitdem gab es viele, viele Sitzungen mit der Stiftung Liebenau, dem Landratsamt, der Heimaufsicht, dem Gesundheitsamt, dem KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales des Landes Ba-Wü), der Stadt Rottenburg, dem Hauptinvestor, den Architekten – und den interessierten Eltern – zur Vorabsprache mit allen, deren Zustimmung wir brauchen.
  • Ende Mai 2021 wurden Konzeption, Baupläne und Kostenberechnung beim KVJS als Antrag für den „Förderausschuss“ eingereicht, in dem es um Genehmigung seitens der zuständigen Landesbehörde und um viel Geld geht. Die zunächst „vorläufig“ erteilte Genehmigung wurde im Dezember 2021 schriftlich bestätigt. Bis Weihnachten wurde auch der Bauantrag genehmigt und alle notwendigen Verträge unterzeichnet.
  • 2022 Baubeginn
  • 10. Mai 2023: Richtfest mit Begehung des Rohbaus 

Die baulichen Voraussetzungen für inklusives Wohnen sind geschaffen, das Haus wächst. Wir sind in Projektphase 2: Vorbereitung des absehbaren Bezugs auf den verschiedensten Ebenen und Inklusionsentwicklung.

  • Elternarbeit zum Thema Ablösung/Übergang gestalten
  • Ausstattungsfragen
  • Belegungsfragen (wer zieht ein?)
  • Personalfragen
  • Finanzierungsfragen: Fortbildungen zum BTHG u. dessen Umsetzung bei der Stiftung Liebenau; Bedarfs- und Vergütungsverhandlungen mit dem Landratsamt Tübingen (Sache der Stiftung Liebenau als Träger); Eltern-/Angehörigen-Abende zur Bedarfserhebung
  • u.a.m.
  • Vor allem aber mit Inklusionsarbeit, zunächst in Form von Sozialraumorientierung, Kontakte knüpfen, Kooperationspartner suchen, Ideen für inklusionsfördernde Aktionen sammeln, Fortbildungen zu Quartiersentwicklung besuchen, … . Einen Antrag zur Unterstützung dieser Arbeit haben wir inzwischen bei „Aktion Mensch“ eingereicht.