Wohnprojekt

Viele Eltern machen sich Gedanken darüber, wie sich der Übergang ihrer behinderten Kinder in das Erwachsenleben gestalten wird. Gerade schwer und mehrfach behinderte Kinder bleiben ja zeitlebens auf ständige Betreuung angewiesen. Welche Wohnmöglichkeiten gibt es für sie, wenn wir sie aus unserer primären Fürsorge entlassen wollen oder müssen? Diese Frage beschäftigt uns im Verein FUNKE Tübingen e.V. bereits seit vielen Jahren.

Mittlerweile sind wir zuversichtlich, dass unser Traum von einem Inklusiven Wohnen und Leben nicht nur, aber auch für Menschen mit umfassendem Unterstützungsbedarf wahr wird und damit ein Modell und Vorbild für andere geschaffen ist:

Denn die erste Voraussetzung, nämlich ein Inklusion begünstigendes Wohnhaus ist inzwischen fertig und zum großen Teil bezogen, also in Betrieb. Das Haus besteht aus zwei zusammenhängenden Hausteilen,

  • einer für 24 Personen mit unterschiedlichen Graden und Formen von Beeinträchtigungen, die in insgesamt vier Wohnungen einen ihren Bedarfen entsprechenden Lebensraum finden; zwei dieser Wohnungen sind seit Okt. 2024 bezogen, die dritte Wohnung wird im Okt. 2025 belegt; (Mangel an BewerberInnen haben wir keinen, nur noch nicht genügend Personal);
  • im angrenzenden Hausflügel mit 7 kleinen Wohnungen wohnen junge Paare und alleinstehende Frauen ohne Beeinträchtigungen - mit Interesse an ihren beeinträchtigten NachbarInnen.
  • Begünstigt wird das Zusammenleben durch einen großen Gemeinschaftsraum, eine große Gemeinschaftsterrasse, einen gemeinsamen Innenhof.

Das Ganze liegt in einem neu entstandenen und entstehenden Quartier in Rottenburg.

Die Stadt Rottenburg erhofft sich von unseren Inklusionsvorstellungen Impulse für das Gesamtquartier, ja die ganze Stadt. Ein von unserem Projektteam initiiertes Inklusions- bzw. Quartiersmanagement soll die Umsetzung unterstützen.

Wenn Sie Interesse haben, an diesem Inklusionsprojekt mitzuarbeiten, melden Sie sich über die Adresse unserer Geschäftsstelle (info@remove-this.funke-tuebingen.de). Wir freuen uns über neue Interessierte, die Zeit für Engagement mitbringen oder auch „nur“ Interesse ... Bitte scheuen Sie sich nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen.

Ein langer Weg liegt hinter uns und natürlich auch noch viel Arbeit vor uns.

Rückblick: Vom „Wohntreff“ zum Wohnprojekt

  • 2012 Themenabend: „Was kommt nach der Schule?“ Welche Tagesstruktureinrichtungen gibt es, welche Wohnmöglichkeiten? Daraus entstand die Idee eines „Wohntreffs“: Betroffene Eltern trafen sich mehrfach, u.a. um bestehende Einrichtungen gemeinsam zu besuchen. Die Bedarfe unserer Kinder, unsere Vorstellungen von ihrer Zukunft, die Defizite in der Region konnten so konkretisiert – und unsere Ängste gemeinsam angegangen werden.
  • 2015 Beginn der Projektplanung, damals mit dem Ziel, Ideen für inklusives Wohnen auch für Menschen mit schweren Mehrfachbehinderungen zu entwickeln und erste Schritte zur Umsetzung zu formulieren. Wir kontaktierten alle „stakeholder“ in der Region, also Institutionen und Personen, die mit dem Thema Wohnen und Inklusion befasst waren, führten viele Einzelgespräche, besuchten Veranstaltungen, Fortbildungen und inklusive „Modellprojekte“.
  • 2017 luden wir diese stakeholder und betroffene Eltern zu einer Reihe von Vorträgen, Workshops und einem Fachtag ein. Eine Präsentation zu unseren Vorstellungen von Inklusivem Wohnen und Leben stellten wir allen Einrichtungsträgern im Einzugsgebiet des Vereins, dem Landratsamt Tübingen und der Stadt Rottenburg vor. Die Stadt Rottenburg unterstützte von Anfang an unsere Idee, ein solches Projekt auf dem ehemaligen DHL-Gelände zu realisieren, verhalf uns so zu einem Grundstück und einem Investor.
  • Im Herbst 2018 erklärte sich die Stiftung Liebenau bereit, mit uns ein Konzept zu entwickeln und das Projekt "Inklusiv wohnen und leben" zu realisieren.
  • Seitdem gab es viele, viele Sitzungen mit der Stiftung Liebenau, dem Landratsamt, der Heimaufsicht, dem Gesundheitsamt, dem KVJS (Kommunalverband für Jugend und Soziales des Landes Baden-Württemberg), der Stadt Rottenburg, dem Hauptinvestor, den Architekten – und den interessierten Eltern – zur Vorabsprache mit allen, deren Zustimmung wir brauchen.
  • Ende Mai 2021 wurden Konzeption, Baupläne und Kostenberechnung beim KVJS als Antrag für den „Förderausschuss“ eingereicht, in dem es um Genehmigung seitens der zuständigen Landesbehörde und um viel Geld geht. Die zunächst „vorläufig“ erteilte Genehmigung wurde im Dezember 2021 schriftlich bestätigt. Bis Weihnachten wurde auch der Bauantrag genehmigt und alle notwendigen Verträge unterzeichnet.
  • 2022 Baubeginn
  • 10. Mai 2023: Richtfest mit Begehung des Rohbaus
  • Ab Mai 2024: Die baulichen Voraussetzungen für inklusives Wohnen sind geschaffen: Das Haus wurde fertig, die Innenausstattung der Wohnungen folgte, die ersten Mitarbeiter wurden in der Hoffnung auf baldigen Betriebsbeginn eingestellt.
  • Ab Juli 2024: die 7 zum Projekt gehörigen Wohnungen für MieterInnen ohne Beeinträchtigung wurden bezogen.
  • 13. Oktober 2024: Die ersten 12 BewohnerInnen mit Beeinträchtigungen zogen ein.
  • 15. Oktober 2025: Die dritte Wohngemeinschaft kann eröffnet werden.
  • Bis Jahresbeginn 2026 soll endlich auch die vierte folgen.

Wir sind in Projektphase 2: Inklusionsentwicklung in Haus, Hof, Quartier und Stadt Rottenburg. Wir veranstalten regelmäßig „Begegnungscafés“ in unserem Haus, gelegentlich Events, beteiligen uns an Inklusionstagen anderer Veranstalter und regen neue Projekte an.

Bei der Inklusionsentwicklung soll das von der Aktion Mensch geförderte, im Mai 2024 gestartete Projekt „VielFalter. Inklusiv in Rottenburg“ helfen.